Icon-05

2. AVU Winter Cup: Christoph Ihme erster Turniersieger 2017

Kein Baedeker schwärmt von Gevelsberg und die Michelin-Köche machen einen großen Bogen um die 31.000-Seelen-Stadt. Einige größere, mittelständische Betriebe, etliche denkmalgeschützte Bauwerke.

Und hier ein Tipp-Kick-Turnier Ende Januar auszurichten, ist mutig. Die Unabwägbarkeiten des Wetters können alle Planungen über den Haufen werfen. Doch wenn Siggi Gies ruft, kommen sie, die Tipp-Kicker Deutschlands. In den Alten Hohlweg lud er ein, in die Grundschule Strückerberg. Ein geschichtsträchtiger Ort. Vor 792 Jahren im Jahre 1225 wurde genau hier im Alten Hohlweg Erzbischof Engelbert heimtückisch ermordet. Der zweitmächtigste Mann seinerzeit im Lande. Ein schauriger Ort.

Zu Beginn des TK-Turniers zählten die Veranstalter 62 Spieler. Von Amberg aus dem verschneiten Bayern und aus dem entfernten Falkensee in Brandenburg. Zudem Tipp-Kick-Enthusiasten aus Karlsruhe, Wolfsburg und Hannover. Und sehr viele Spieler aus dem Westen der Republik. Aber alle bereit, um Punkte zu kämpfen, aber auch um sich auszutauschen, zu lernen, sich wiederzusehen. Die Tipp-Kick-Familie hatte sich für einen Tag wieder.

Der Modus war klar. Das Schweizer System sollte allen Spielern 10 Spiele garantieren. Danach k. o.-Spiele bis in das Finale. Kein best-of-three-Modus, sondern der prickelnde best-of-one-Modus. Allerdings brauchten die acht Erstplatzierten der Vorrunde erst im Achtelfinale einsteigen.

Das Schweizer System und die Meinungen zu diesem Modus sind altbekannt. Fast-Original-Kurzdialog zweier mir unbekannter Spieler: „Wie findest du das Turnier?“, daraufhin der andere: „Viel besser als die Deutsche in Kaiserslautern, hier spiele ich endlich gegen gleichstarke Spieler, das macht viel mehr Spaß“. Okay, das ist ein Argument für das Schweizer System!

Nun, wer die Gesichter derjenigen gesehen hat, die nach dem Achtelfinale ausgeschieden waren, nämlich 5 von 8 Spielern, die die Vorrunde auf den vordersten 8 Plätzen belegt hatten, sah ohne Frage die Kehrseite der Medaille: „Da spielt man 6 Stunden geiles Tipp-Kick, haut die Spitzenspieler in Serie weg, um dann nach Wartezeit und nach einem Spiel nach Hause zu fahren …“ Okay, das war ein Argument gegen das Schweizer System!

Doch jeder Spieler wusste, was ihn erwarten können würde. Also, auf in das Turniergeschehen.

 

Die Vorrunde

Die Vorrunde spülte die bekannteren und spielstärkeren Spieler relativ schnell in die oberen Tabellenregionen. Nach 10 Runden gab es nur wenige Überraschungen: So musste mit Michael Kalentzi (Schlachtenbummler Bochum) ein spielstarker Spieler und einer der Turniermitfavoriten mit 9:11 Punkten die Segel streichen. Nach 7 Runden hatte der Ranglisten-Führende der Sektion West zwar noch 9:5 Punkte auf seinem Konto, doch 9:11 Punkte reichten am Ende nur zu Platz 36. Im entscheidenden Spiel um den Einzug in die Playoffs unterlag er dem Gevelsberger U18-Spieler Nils Mettegang knapp mit 4:5. Auch Wolfgang Plümmer (heute SG Rheinland/Düsseldorf), der seit den 80er Jahren Tipp-Kick spielt, und wieder vermehrt auf den Turnieren im Westen gesichtet wird, scheiterte mit Platz 27 knapp am Cut. Seine 11:9 Punkte reichten 5 anderen Spielern zwar, aber der berühmt-berüchtigte „Buchholz“ war nicht sein Freund. Platz 44 belegte Dirk „Tanne“ Hansen (SG Rheinland/Düsseldorf), seine eigenen Erwartungen konnte er wahrlich nicht erfüllen.

Stärkste Dame wurde Manuela Winter (TKC Gevelsberg) auf Platz 32 mit 10:10 Punkten vor Yvonne Dalli (TKC Kierspe) auf Platz 53 mit 7:13 Punkten. Für Manuela war sogar eine Playoff-Teilnahme theoretisch möglich, doch das Unentschieden in der 10. Runde gegen Frank Filipiak (TKC Kierspe) reichte nicht.

 

Wer überraschte in der Vorrunde?

Sicherlich hatte man nicht damit gerechnet, dass U18-Spieler Daniel Bialk (zu diesem Zeitpunkt noch vereinslos) die Rangliste nach 10 Runden anführen würde. Nach starken Spiele gegen starke Spieler (insbesondere das 3:1 gegen Bundesliga-Spieler Thomas Krätzig aus Amberg) belohnte er sich mit Platz 1. Danach folgen in der Rangliste die üblichen Verdächtigen. Bernd Straberg (Olympia Rhein-Ruhr) war in den letzten Jahren kaum auf Turnieren präsent, Platz 11 und 13:7 Punkte waren eine souveräne Leistung. Auch mit Nico Girolami (Schlachtenbummler Bochum) hatte man auf Platz 13 nicht unbedingt gerechnet. Auch ihm gelangen 13:7 Punkte. Nils Mettegang, einer der vielen U18-Spieler vom TKC Gevelsberg, erreichte Platz 19, tolle Leistung!

Einen weiteren Spieler gilt es zu erwähnen: Lars Schulze (Hansa Herford) scheint ein neues Talent zu sein. Etliche seiner Spiele konnte der Schreiber dieser Zeilen beobachten. Da wächst etwas in Herford heran. Starke Dreher, schnelle Erkennung der Situationen, immer fair, neugieriger Beobachter anderer Spiele, das gefällt!

 

Bühne auf zum Playoff!

Jegliche Platzierung der Vorrunde spielte nun keine Rolle mehr. Jetzt hieß es: „Alles oder nichts“, denn wer verlor, war draußen!

Stefan Biehl (SG Rheinland/Düsseldorf) räumte mit jeweils 3:2 die stärker eingeschätzten Max Bartels (TFB Drispenstedt) und anschließend Daniel Bialk (vereinslos) aus dem Weg. Im Viertelfinale verlor er knapp mit 4:5 gegen den Bundesligaspieler Christoph Ihme (TKV Jerze). Als Belohnung winkte am Ende Platz 5!

Thomas Krätzig und Peter Tuma (beide OTC Amberg) fuhren gemeinsam knappe 6 Stunden nach Gevelsberg und durften dann im Viertelfinale gegeneinanderspielen. Der amtierende Bayerische Einzelmeister Peter Tuma gewann knapp mit 3:2, um dann selbst im folgenden Spiel auszuscheiden, und dann fuhr man wieder gemeinsam über 6 Stunden nach Hause.

Ein ähnliches Schicksal erlebten die Waltroper Marcus Müller und Arnold Gotzhain. Beide spielen in einer Bundesliga-Mannschaft (TKC Preußen Waltrop). Und der Herner Ruhrpott-Cupsieger von 2016 schickte den 10. Sprockhöveler Stadtmeister von 2010 mit 2:1 nach Hause. Daraufhin verabschiedete sich Arnold Gotzhain im folgenden Halbfinalspiel und die beiden Waltroper durften die Heimreise gemeinsam antreten, allerdings war ihr Weg nicht so weit wie der der Amberger.

Bemerkenswert war der Weg von Bernd Straberg in das Finale. Nach dem knappen Auftaktsieg gegen Wolfram Kastrup (Tornado Dortmund), ein Spieler, der nicht in der aktuellen Rangliste vertreten ist und dessen 19. Platz als Erfolg gewertet werden darf, folgten die Siege gegen den höher eingeschätzten Jochen Hahnel (TKC Preußen Waltrop) mit 3:1 und Jens Foit (Hansa Herford) mit 4:3 sowie Arnold Gotzhein (TKC Preußen Waltrop) mit 3:2.

Somit waren die potentiellen Siegaspiranten Foit und J. Hahnel, die in den letzten Jahren etliche Regionalturniere gewinnen konnten, bereits frühzeitig ausgeschieden.

Auch der Weg von Christoph Ihme (TKV Jerze) in das Finale bestand nicht nur aus Geschenken. Knappe Siege gegen Henning Horn (SG Karlsruhe/Mainz) mit 4:3, Stefan Biel (SG Rheinland/Düsseldorf) mit 5:4 und Peter Tuma (OTC Amberg) mit 5:4 zeigen, dass er sich den Finaleinzug hart erkämpfen mußte.

 

Das Finale

Platz 9 gegen Platz 11 der Vorrunde. Ein Bundesligaspieler gegen einen Spieler, der die letzten Jahre kaum an der Platte stand. Aus diesem Blickwinkel konnte Christoph Ihme das Finale relativ schnell für sich entscheiden. 1:0, 2:0, 2:1, 3:1, 4:1, 4:2 und 5:2 waren die Zwischenstände, da ließ der Jerzer Bundesliga-Spieler, der 2016 elf Turniere besuchte und dabei eines gewann und der seit 2013 sämtliche großen Turniere (Deutsche Meisterschaften und alle Sektionsturniere) bestritt, nichts mehr anbrennen. Glückwunsch dem Sieger Christoph Ihme, aber auch dem 2. Sieger Bernd Straberg!

 

Zu den Turnierausrichtern

Der TKC Gevelsberg ist ein hochgradig engagierter Verein in der Tipp-Kick-Szene. Man begeistert in Gevelsberg und zieht dort viele Menschen in den Bann. Siggi Gies und seine vielen Helfer richten zweimal jährlich ein Turnier aus. Auch wenn einzelne Punkte noch verbesserungswürdig sind (z.B. die Zeitnahme), waren die 62 Teilnehmer insgesamt mit dem Turnierausrichter sehr zufrieden. Weiter so!

 

TURNIERBEWERTUNG 2. AVU Winter Cup

 

GESAMTBEWERTUNG 3,28 von 5 Sternen
Veranstaltungsdatum: 29. Januar 2017
Ausrichter:

 

TKC Gevelsberg

 

Internet:

 

https://tkc1986gevelsberg.jimdo.com/
Spielort:

 

Gevelsberg, Grundschule Strückerberg
Teilnehmer: 62
Turniersieger: Christoph Ihme (TKV Jerze)
STARTGELD (Höhe, U18, Pokale/ Preise) ***
RÄUMLICHKEITEN (Parkgelegenheiten, Licht in der Halle, Platz an der Platte, Sitzgelegenheiten, Luftzirkulation) ****
PLATTENQUALITÄT (Qualität, Quantität, Böcke) **
TURNIERABLAUF (Beginn, Ende, Pausenlänge, Ansprache durch Veranstalter, Alkohol in der Halle) ***
VERPFLEGUNG (Quantität, Vielfalt, Kühlung Getränke, Preise) ****
SANITÄRE ANLAGEN (Anzahl, ausreichendes Klopapier u. Trockentücher, zwischenzeitl. Reinigung) **
SONSTIGES (Einladung zur Veranstaltung, Nachbereitung auf Homepage) *****

BEWERTUNGSSKALA:

Maximal werden 5 Sterne vergeben.

Gesamtbewertung = Summe aller Einzelbewertungen dividiert durch Anzahl der Einzelbewertungen.

Loading