Die Geschichte der Tipp-Kick-Werbung

Icon-08

Die Geschichte der Tipp-Kick-Werbung

Biographie …

Geschichte …

Tipp-Kick und Werbung. Ihr seid im Besitz von interessanten Belegen? Dann sendet uns diese gerne zu!

archiv@dtkv.info!

Vielen Dank!

1938 ist das Tipp-Kick-Spiel bereits fester Bestandteil in den Spielwarenläden.

(Quelle: Stuttgarter Neues Tageblatt, Abendausgabe vom 26.11.1938, Seite 16.)

Das Tipp-Kick-Spiel wird im kommenden Jahr hundert Jahre alt. Als erfolgreichstes Verkaufsprodukt der Firma TIPP-KICK GmbH blickt es dann natürlich auch auf eine hundertjährige Werbegeschichte zurück. Die gefundenen Belege sind kein vollständiges Abbild dieser Geschichte, aber interessant genug, um sie hier vorzustellen. Dieser Überblick ist dreigeteilt. Zuerst werden die Werbemaßnahmen der Firma Mieg präsentiert. Nachdem auch die Spielwarenhändler das Verkaufspotential dieses Spieles erkannten, bewarben sie es besonders gerne in den Monaten vor Weihnachten. Auch diese Belege wurden gesammelt. Wenige Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg fand das Tipp-Kick-Spiel auch Einzug in die große Werbewelt, insbesondere des “großen Bruders” Fußball. Belege zu finden, ist oft dem Zufall geschuldet. Gleichzeitig muss das Urheberrecht etwaiger Funde berücksichtigt werden, so dass es nicht verwunderlich ist, dass nicht die komplette Werbehistorie für dieses Spiel hier abgebildet werden kann. Daher freut sich der Deutsche Tipp-Kick-Verband über zugesandte Originalfundstücke, Fotobelege und eingeräumte Nutzungsrechte.

Übersicht:

1. Werbung des Spieleherstellers MIEG

2. Werbung der Spielwarenhäuser für das Produkt Tipp-Kick

3. Werbung für andere Produkte mit Unterstützung von Tipp-Kick-Figuren

1. Werbung des Spieleherstellers MIEG

Nachdem die Fa. Edwin Mieg im Jahr 1924 die Lizenz für das Tischfußballspiel erworben hatte, wurde in wenigen Monaten das Tipp-Kick-Spiel so perfektioniert, dass es hergestellt und vertrieben werden konnte. Die Spielfiguren waren seit 1925 aus Blei, als Ball fungierte ein mehreckiger Korkball, der mit der Handsäge in die Endform gebracht und anschließend bemalt wurde.

Um das Spiel gewinnbringend zu vermarkten, gab es nur wenige Möglichkeiten. Es wurde bei jeder Gelegenheit vorgestellt und sicherlich nahm Edwin Mieg auch Kontakt mit den größeren Spielwarenhäusern in Stuttgart auf, seiner Geburtsstadt und seinem zeitweiligem Wohnort.

Im August 1925 war es soweit: Es erschienen in verschiedenen schwäbischen Zeitungen (Schwäbischer Merkur, Württemberger Zeitung u.a.) knappe Annoncen: “Achtung, Tipp Kick kommt”. Ein großer schwarzer Punkt sollte einen Fussball symbolisieren.  “Achtung es kommt! Tipp Kick das Tischfussballspiel.” Leser und insbesondere Spielwarenhändler sollten neugierig gemacht werden.

Württemberger Zeitung vom 7. August 1925: Kurios und pikant zugleich. Links wirbt MIEG für sein neues Produkt Tipp-Kick. Rechts in der parallelen Anzeigenspalte wirbt der Verkäufer des Tischfußball-Patentes, der Apothekenmöbelhersteller Karl Mayer, für seine Möbelfabrik.

Die Spielwarenhändler wurden in den Anzeigen gezielt angesprochen: “Spielwarenläden! Beachten Sie das Tischfußballspiel Tipp Kick. Edwin Mieg, Schwenningen a.N.” Im September 1925 endlich der Hinweis: “Tipp Kick das billige und das grosse Tischfussballspiel ist da! Mieg, Schwenningen a. N.” Es erschienen also zwei Versionen des Spieles: eine billige und eine große Variante. Bereits Mitte September 1925 erfolgten weitere Hinweise in den Werbeanzeigen zum Spiel: “Der Fußball mit Fußballplatz, Toren, Wächtern, Stürmern in der Schachtel ist Tipp-Kick.” Die Spielwelt und auch die Interessenten wurden aufmerksam. Fußball war in den 20er Jahren bereits eine populäre Ballsportart, aber ein Tischfußballspiel en miniature? Nun wurden die Anzeigen in der Tagespresse deutlich informativer, auch wenn sie nur auf einer Seite umgeben von Sterbeanzeigen zu finden war: “Tipp-Kick. Das einzig echte Tischfußballspiel (Patent) mit mechanisch kickenden Figuren. Kein Würfel- oder Schachspiel, konkurrenzlos. Wiederverkäufer ges[ucht]. Wer diese Anzeige sofort mit Bestellung einschickt, bekommt ein zweites Gesellschaftsspiel gratis.” Geschickt brachte man ein, dass das Spiel so großartig ist, dass es durch ein Patent geschützt sei. Das Alleinstellungsmerkmal mechanisch kickende Figuren ist natürlich konkurrenzlos und grenzt sich deutlich von anderen  Spielen (Würfelspiele, Schach) ab. Und für die klugen Rechner: wer 1 Spiel kauft, bekommt 2 Spiele geliefert. Mit dem klaren Ziel, so den Bekanntheitsgrad noch mehr zu steigern. Da mehrfache Anzeigen in Tageszeitungen mit erheblichen Preisnachlässen verbunden waren, erschienen im “Schwäbischen Merkur” und im “Stuttgarter Neuen Tagesblatt”, den damals wichtigsten württembergischen Zeitungen, fast täglich Anzeigen.

Das Tipp-Kick-Spiel scheint begeistert zu haben, denn in den folgenden Monaten schalteten schon erste Spielwarenhändler im Deutschen Reich entsprechende Anzeigen. Das Spiel hatte sie wohl überzeugt, trotz der Konkurrenz von Märklin, Steiff und Co.

Bildergalerie verschiedener Anzeigen, die die Firma MIEG in der Vorkriegszeit schaltete.

Mit der Überzeugung, dass Tipp-Kick auch im gesamten Deutschen Reich eine Erfolgsgeschichte werden könnte, reiste man mit viel Rückenwand aus den ersten Verkaufserfolgen des Vorjahres im Frühjahr 1926 zur Spielwarenmesse nach Leipzig. Diese fand für Spielwaren im Messehaus Drei Könige statt. Modell-Eisenbahnen, sich drehende Modellriesenräder, Spielzeugfiguren, Puppen, Teddys und Plüschtiere waren damals der Renner.

So ähnlich – wie auf dem obigen Foto – muss man sich einen Messestand der Leipziger Spielwarenmesse vorstellen. Der Bildbeleg stammt von 1918 und zeigt einen Stand der Firma Maienthau & Wolff, die Puppen herstellten.

Zwar konnte sich Edwin Mieg einen eigenen Stand finanziell nicht leisten, dennoch hatte er einige hundert Spiele dabei. Diese wurden dann Interessenten vor den Eingängen der Leipziger Spielwarenmesse vorgestellt und sogleich verkauft, wenn es sich ergab. Innerhalb weniger Tage waren alle Spiele verkauft. Ob der neue Reichspräsident von Hindenburg, der die Messe besuchte, dieses Spiel kennenlernte, ist nicht überliefert, aber unabhängig davon: Die Erfolgsstory konnte weitergehen. Und auch ohne Eintrag im Leipziger Mess-Adressbuch von 1926, das alle vorgestellten Spiele und deren Wiederverkäufer listete.

Die Standardformulierung für die Zeitungsannoncen wurde im Laufe des Jahres 1926 noch einmal minimal geändert. Tipp-Kick wurde nun als feines, neuzeitliches Gesellschaftsspiel für Jung und Alt angepriesen.

Schon Ende der 20er Jahre weitete man die Geschäftsfelder aus. In den deutschsprachigen Nachbarländern Österreich und der Schweiz wurde ebenso geworben und das Spiel verkauft. Spielwarenhändler in Salzburg, Graz, Innsbruck und Wien boten das Spiel an.

Salzburger Volksblatt vom 5. Dezember 1931.

Im Jahr 1931 wird das Tipp-Kick-Spiel erstmalig mit einem Foto der Verpackung des Spieles beworben. Deutlich zu erkennen ist der “weiße” Ball, eines von mehreren typischen Merkmalen der ersten Ausgabe des Spieles.

Illustrierte Wochenschrift “Simplicissimus”, 36. Jahrgang, Heft 35 vom 30. November 1931, Seite 413.

Gemäß der in der linken Seitenleiste befindlichen Werbeanzeige des Spielwarenladens “Union” kostete 1938 das Tipp-Kick-Spiel 4 Reichsmark. Das entspricht in etwa der heutigen Kaufkraft von 27,50 €.

Nach dem 2. Weltkrieg nahm die Firma Mieg die Produktion und den Verkauf des Spieles wieder auf. Die Kontakte mit den Spielwarenhäusern, die den Krieg überstanden hatten, wurden reaktiviert. Gleichzeitig versuchte man das Tipp-Kick-Spiel und andere Produkte aus dem eigenen Hause als zusätzliche Standbeine dem Publikum schmackhaft zu machen. Man organisierte nun Turniere und lockte die Interessenten mit Preisgeldern.

Die Zeitschrift “Sport-Bedarf” fasst in ihrer Oktober-Ausgabe von 1952 (sic!) (S. 379) die Prinzipien von Werbemaßnahmen so treffend zusammen, dass diese hier in Auszügen wiedergegeben werden:

“Oberster Grundsatz jeder Werbetätigkeit ist der in der Wirksamkeit. Es gibt viele Arten von Werbung und unzählige Wege, die man bestreiten kann, um eine sinnvolle und wirksame Werbung zu betreiben. Eine alte Reklameregel heißt: “Anders sein als alle anderen!” Es ist der Grundsatz der Originalität, ein Weg von vielen, der einen wirkungsvollen Erfolg verspricht.

An dieses Prinzip mußten wir denken, als wir von der Firma Edwin Mieg K.G., Schwenningen, vor einiger Zeit eine Einladung […] erhielten. […] Warum nicht einmal ein Turnier im Tischfußball? […] [So veranstaltete die Herstellerfirma] ein großes Preisturnier im Clubsaal des Metropol-Palastes in Stuttgart. Die Stuttgarter Spielwaren-Händler dekorierten eine Woche zuvor ihre Schaufenster mit diesen Spielen und wiesen damit in Verbindung mit einem Werbeplakat auf die bevorstehende neuartige Veranstaltung hin. Als es nun soweit war, wurden die einzelnen Paarungen durch Nummern ausgelost. Wer gerade kein Spiel zu absolvieren hatte, bekam Gelegenheit, an den vielen, noch freien Spieltischen zu trainieren. Die jungen Spieler im Alter von 6 bis 14 Jahren waren begeistert und kämpften erbittert um die vielen schönen Preise, die es in Form von Spielen und Büchern gab. Der zweite Turniertag bewies, daß sich sowohl die Jungen als auch die Mädel recht gut eingespielt hatten, und das Endspiel um die Tischfußball-Meisterschaft von Stuttgart, das von einem Sportberichter am Mikrophon kommentiert wurde, begeisterte die Jugend in gleicher Weise wie das Fußballspielen miniature. Und noch einmal gab es frohe Augen, als Sieger und Verlierer am Schlusse des Turniers die zahlreichen Preise mit nach Hause nehmen durften. Wie uns die Firma mitteilte, sollen künftig solche Turniere in größerem Rahmen und regelmäßig abgehalten werden.

Alles in allem war diese Veranstaltung ein Weg einer wirksamen und erfolgversprechenden Werbung und in Verbindung damit auch eine sichere Umsatzsteigerung.”

Parallel zu dem Tipp-Kick-Preisturnier führte die Firma Mieg auch ein Rolltennis-Preisturnier durch (s.a. die folgende Abbildung).

Erst Mitte der 60er Jahre überließ man den neu entstandenen Tipp-Kick-Vereinen die Organisation ihrer eigenen Meisterschaften, die Preisgelder entfielen. Man profitierte nun von den großartigen Erfolgen der Deutschen Nationalmannschaft 1954, 1966 und 1974. In diesen und späteren WM-Jahren verkauften sich die Tipp-Kick-Spiele blendend. Parallel entstanden ab Beginn der 70er Jahre immer mehr Tipp-Kick-Vereine. Um 1980 gab es bereits über 100 Vereine und über 1000 Mitglieder des neugegründeten DTFV-Verbandes. Diese kauften nicht nur die Spiele, sondern traten an Funk und Fernsehen heran und es wurde in den Tageszeitungen von Turnieren und Vereinen berichtet. Auch das steigerte die Nachfrage nach dem Spiel. Als “Belohnung” schüttete die Fa. Mieg sog. Presseprämien an den Deutschen Tischfußball-Verband aus, der davon dann sein Publikationsorgan “Die Rundschau” und die Verbandsarbeit finanzieren konnte.

Inzwischen hatte sich das Tipp-Kick-Spiel so sehr in die Spielekultur der Deutschen integriert, dass die Mieg’s Werbeverträge mit Fußballspielern abschließen konnte. Der 1967 noch völlig unbekannte Gerd Müller überließ für 1000 DM Honorar der Firma Mieg die Rechte mit seinem Namen und Foto werben zu dürfen. Ein Glücksfall, denn wer konnte schon ahnen, dass Gerd Müller als Bomber der Nation weltberühmt werden würde.

Auch andere Fußballspieler waren vom Tipp-Kick-Spiel begeistert, beispielsweise Franz Beckenbauer oder die beiden Hoeneß-Brüder Uli und Dieter.

Inzwischen warb die heutige Firma TIPP-KICK GmbH auch mit der Existenz des Verbandes und legte den Tipp-Kick-Spielen Beipackzettel bei, die die Ansprechpartner verschiedener Vereine mit Kontaktdaten benannte. Ein Glücksfall für die Vereine, die so viele neue Mitglieder generieren konnten.

Weitere erfolgreiche Werbemaßnahmen waren das Bemalen der Spieler in Vereinsfarben und das Herausgeben von Sondereditionen für Firmen, Vereine oder zu bestimmten Anlässen (z.B. die Tote-Hosen-Edition). Aber auch die Tipp-Kick-Spieler waren nicht mehr tabu. Beine aus anderen Materialien und speziellen Formen sollten präzisere Schüsse zulassen. Und nach 90 Jahren Tipp-Kick-Geschichte erfuhren die Kultfiguren eine weitere Wandlung. Der Brasilianer Dante war der erste Fußballer, für den eine eigene Figur geschaffen wurde, und seit dem auch der Frauenfußball immer populärer wurde, gibt es weibliche Tipp-Kick-Figuren.

Fotos mit freundlicher Genehmigung der Firma TIPP-KICK GmbH.

Werbung der Firma Mieg für die Samba-Edition mit dem Fußball-Spieler Dante Bonfim Costa Santos, für den eigens eine Spielerfigur hergestellt wurde.

2. Werbung der Spielwarenhäuser für das Produkt Tipp-Kick

Die Spielwarenhändler ihrerseits erkannten schon früh die Potentiale des Tipp-Kick-Spieles. Ein Spiel bei dem zwei oder vier Spieler aktiv sind und der Ausgang des Spieles nicht vom Glück, sondern vom eigenen Geschick abhängt, war zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine großartige Spieleerfindung. So war es verständlich, dass dieses Spiel von den Spielwarenhäusern im In- und Ausland zum Kauf angeboten wurde. Auch wenn es vereinzelte Belege für Werbung des Spieles im englisch- oder anderssprachigen Ländern gibt, durchsetzen konnte sich das Tipp-Kick-Spiel letztendlich und bedauerlicherweise im Ausland (Ausnahme: die Schweiz) nicht.

3. Werbung für andere Produkte mit Unterstützung von Tipp-Kick-Figuren

Mit zunehmenden Bekanntheitsgrad des Tipp-Kick-Spiels wurden Tipp-Kick-Figuren von Fotoagenturen für eigene Werbezwecke eingesetzt. Sehr häufig im Zusammenhang mit dem Thema Fußball, aber gelegentlich auch in sportfremden Bereichen wie der Mode (siehe dazu auch die Bilder in unserer Bildergalerie).

© Marc Rehbeck

 

Nicht nur Fotos, sondern auch originelle Videos entstanden mit Hilfe des Tipp-Kick-Spieles: “Neues vom Betzenberg” – so lauteten die genialen Spots des Sponsors Layenberger, die das Tipp-Kick-Spiel toll in Szene setzten.

Wir bedanken uns für die mannigfaltigen Unterstützungen bei der Firma TIPP-KICK GmbH, der Fa. Leyenberger für die Einräumung der Nutzungsrechte und den Internet-Portalen, die historische Zeitungen online als Digitalisate zur Verfügung stellen.

Loading