Zur Geschichte der Mannschaftsturniere

Die Vorläufer der Mannschaftsturniere waren die sog. „Städtevergleichswettkämpfe“. Der älteste bekannte Wettkampf dieser Art fand zwischen der TFG ’38 Hildesheim, Rot-Weiß 1950 Osnabrück und TFC 54 Lüneburg statt. Von diesem Wettbewerb, dem „Niedersachsen-Pokal“,  der auf neutralem Boden von Ende 1953 bis 1956 ausgespielt wurde, sind keine Ergebnisse überliefert. Der Pokal soll 1956 endgültig in Osnabrück geblieben sein, der Wettbewerb schlief ein. Erst 20 Jahre später, im November 1973, folgte der nächste Städtevergleichswettkampf, der zwischen den Hansestädten Bremen und Hamburg um den „Hanseaten-Pokal“ ausgefochten wurde. Angedacht war in dem Mannschaftswettkampf das Spielen von jeweils 6 Spielern der einen Stadt gegen 6 Spieler der anderen Stadt. Da in den ersten beiden Vergleichsspielen die Auswärtsmannschaft mit nur 4 Spielern antraten, mussten diese entsprechend mehr Spiele spielen. Den Abschluss des Städtevergleichswettkampfes bildete ein Doppelspiel und anschließend ging man gemeinsam Kegeln.

In den Jahren vor der Gründung des DTFV (Vorgängerverband des DTKV), also vor 1973, wurde mindestens eine Deutsche Mannschaftsmeisterschaft in Mannschaftsturnierform ausgespielt. So kann man in dem 10-Jahres-Rückblick der Bremer Kickers lesen: „1971. … der TKC [nimmt] zu Pfingsten an der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft teil und belegt erwartungsgemäß hinter TFG 38 Hildesheim, TKC Greene, TKV 59 Heslach und Medo Hannover den letzten Platz, gewinnt aber den Fairplay-Preis.“ In der Chronik der TFG ’38 Hildesheim wird dieses Turnier nicht erwähnt und es finden sich auch keine weiteren Informationen in den anderen Digitalisaten.

Unter der Überschrift „Turniere im Wandel“ berichtete der ehemalige DTFV-Vorsitzende Rudi Fink 1979 in der Rundschau, dass neben den Mammutturnieren auch kleinere Turniere im regionalen Umfeld von einzelnen Vereinen stark im Kommen seien. Fehlende Räumlichkeiten/Spielplatten und das Entstehen einer freundschaftlicheren Atmosphäre nannte er als Gründe für diese neue Entwicklung. Er resümierte: „Es passt in diesen Trend, dass auch Mannschaftsturniere immer mehr in Mode kommen.“

Die meisten Mannschaftsturniere fanden quantitativ in den 80er-Jahren statt, waren hart umkämpft und boten teilweise Dramatik pur. Das „Wir“-Gefühl wurde gestärkt, Nachwuchsspieler bekamen Wettkampfhärte und auch Wunschmannschaften konnten ausgelebt werden.

Gab es internationale Mannschaftsturniere?

Ja, es gab sie. Die Schweizer Tipp-Kick-Freunde luden gerne zu Internationalen Mannschaftsturnieren ein, umgekehrt ist nur ein Turnier in Erinnerung, bei dem der Veranstalter ausländische Auswahlmannschaften einlud: in Idar-Oberstein spielten 1986 sieben westdeutsche Bundesländer, eine Berlin-Auswahl und drei Schweizer Auswahlmannschaften um die „1. Tipp-Kick Europameisterschaft“. Zwar gab es den Gedanken für das Ausspielen einer Europameisterschaft schon Ende der 70er-Jahre (s. Rundschau, 1979, Nr. 3, S. 16), als der Stuttgarter Werner Glück versuchte, ein Turnier mit 2 Schweizer, 1 österreichischen und 2 deutschen Mannschaften (SSG Stuttgart, TFG ’38 Hildesheim) sowie einem offiziellen Länderspiel ins Gespräch zu bringen, doch die Umsetzung gelang nicht. Auch heute wird über eine solche Europameisterschaft immer wieder diskutiert, zumal es neben den Schweizer Vereinen inzwischen auch in Frankreich und Tschechien je einen Verein gibt.

Wie war der Modus der Mannschaftsturniere?

Es gab Mannschaftsturniere, die wie der jährliche DTFV-/DTKV-Pokal über die Dauer einer Saison durchgeführt wurden. Sie unterlagen regionalen Teilnahmebeschränkungen und wurden oft als „Regionalmeisterschaften“ (z.B. „NRW-Cup“, „Südpokal“ usw.) bekannt. Manche dieser „saisonalen Mannschaftsturniere“ wurden als Nachwuchsturniere für Mannschaften der Verbands- und Oberligen ausgespielt (z.B. „Hohenstaufen-Cup“). Mit Einführung der Qualifikationsturniere für die Endrunde des DTKV-Pokals verknüpfte man gerne diese Qualifikation mit der entsprechenden Regionalmeisterschaft (z.B. „Süd-“ oder „Nordpokal“). In manchen Jahren entwickelten sich zwei „Turnierstränge“: Mannschaften der Sektion Süd z.B., die sich nach der Vorrunde mit Platz 1 bereits für die genannte DTKV-Pokalendrunde qualifiziert hatten, spielten anschließend um den Südpokal, während die Zweitplatzierten der Vorrunde einen parallelen Wettbewerb um die restlichen DTKV-Pokalendrundenplätze ausspielten.

Mannschaftsturniere, die an einem Tag ausgespielt wurden, waren meistens offen für alle Mannschaften des DTFV/DTKV und standen gerne in Verbindung mit einem Einzelturnier, das dann am Folgetag stattfand (älteres Beispiel „Ricochet-Cup“ und „Gütersloher Stadtmeisterschaft“). In seltenen Fällen handelte es sich bei diesen eintägigen Mannschaftsturnieren um Einladungsturniere (z.B. das „1. Helmstedter Mannschaftsturnier“) oder um Turniere für Nachwuchsmannschaften (z.B. „Nordsee-Pokal“, „Stuttgarter Mannschaftsturnier“ u.a.).

Der Ablauf der Mannschaftsturniere war naturgemäß unterschiedlich und hing stark von der Teilnehmerzahl und Anzahl der zur Verfügung stehenden Platten ab. Ob jeder gegen jeden oder Vorrunde/Hauptrunde/Halbfinale/Finale oder andere Varianten entschied der Veranstalter. In einigen Fällen wurden nicht die kompletten Mannschaftswettkämpfe mit 16 Partien, sondern verkürzt mit nur 8 oder sogar 4 Partien (z.B. „Bremer Jubiläumsturnier“), ausgetragen. 

Welche Mannschaftsturniere erreichten eine größere Bedeutung im Turnierkalender?

Neben den vielen regionalen beschränkten Mannschaftsturnieren gab es nur einige wenige, bei denen sich meistens Mannschaften aus ganz Deutschland im höheren Teilnehmerbereich trafen, oft dabei mehrere Bundesligisten, die dann um Pokale und Ehren kämpften. Entwickelte sich zudem über Jahre des Ausspielens eine Tradition, waren diese Mannschaftsturniere von größerer sportlicher Bedeutung. Dazu gehörten der „Luisenpark-Cup“ in den 80er-Jahren in Mannheim, der „Spree-Cup“ in den 80er- und 90-er Jahren in Berlin oder die Wasseralfinger „Ostalb-Mannschaftsturniere“.

Sind Mannschaftsturniere heute noch interessant?

Heute sind Mannschaftsturniere stark in den Hintergrund getreten. Die regionale Dichte der Mannschaften fehlt und immer weniger Spieler haben immer weniger Zeit, die wilden Zeiten als man Tag und Nacht trainierte und sich messen wollte, sind lange vorbei. Trotzdem ist es vorstellbar, dass am Vortag einer Sektionsmeisterschaft ein angebotenes Mannschaftsturnier lukrativ sein kann – für die Teilnehmer, aber auch für den Veranstalter.