2. Bundesliga Südwest: Rückschau auf den 1. Spieltag in Herne (09.03.2025)

Eine starke Klubikone ist nicht genug

Ohne Georg Schwartz genauso gut – oder auch genauso schlecht: Die TG 1860 KarlMay Rommersheim I startet kurioserweise am selben Ort und gegen die selben Gegner mit exakt den selben Ergebnissen wie im Vorjahr in die Zweitligasaison. Das Bittere: Wie im Vorjahr verliert die Truppe um Daniel Meuren und Henning Horn beide Begegnungen gegen die Zweitvertretungen der Bundesligaklubs aus Waltrop und Hirschlanden, unnötigerweise jeweils knapp. Hirschlanden entledigt sich mit dem Sieg gegen Waltrop bei idealen Bedingungen in Herne bereits aller Abstiegssorgen.

Es war schon ein besonderer Tag für Henning Horn: Er kannte Tipp-Kick im vergangenen Vierteljahrhundert eigentlich nur im Doppelpack mit Georg Schwartz. Und nun muss der Starkicker-Connaisseur aus der Eifel nach dem Mannschafts-Karriereende ohne seinen Weggefährten klarkommen und hat nur noch Daniel Meuren an seiner Seite. So reiste Horn also mit mulmigem Gefühl nach Herne zum ersten Spieltag der Post-Schwartz-Ära, den die Waltroper als perfekter Gastgeber an einem super geeigneten Spielort im Sportpark in Herne bestens organisiert hatten.

Auch für Meuren  war es natürlich ungewohnt, ohne Schwartz plötzlich der alleinige Führungsspieler zu sein, in einem neu zusammen gestellten Quartett mit Horn, Stefan Klinge und Luca Böttger. Bei dem deutschen Vizemeister der Jahre 1999 und 2002 lief an diesem Sonntag indes trotzdem eigentlich ziemlich alles ziemlich glatt: Er verließ seine geliebte Heimatstadt Mainz am Morgen pünktlich um 8:20 Uhr mit dem Zug, war bereits knapp zehn Stunden später bereits wieder in der Goldenen Stadt am Rhein, wo er als Aufsichtsrat seit kurzem sogar noch am Höhenflug in der tipp-kick-verwandten Sportart Fußball beim Bundesligadritten Mainz 05 teilhaben darf, und dazwischen blieb er in acht Begegnungen an der Tipp-Kick-Platte ungeschlagen, holte trotz ungewohnt schwachem Sturm und dem Mangel an auch nur einem Eckballtor 7:1 und 6:2 Punkte bei durchaus bemerkenswerten Tordifferenzen von 10:6 und 9:6. Das Bittere aber: Für Punktgewinne seiner Mannschaft der TG 1860 KarlMay Rommersheim reicht das nicht zum Auftakt in die Saison der Zweiten Bundesliga Südwest. Im ersten Spiel holte Meuren 7:1 Punkte gegen Hirschlanden, am Ende fehlte genau dieser bei einem 1:1 gegen Stefan Poetsch liegen gelassene Punkt für ein Unentschieden gegen Hirschlanden. Schmerzhaft ist die Niederlage für die Rheinhessen vor allem deshalb, weil das runderneuerte Team mit 13:7 in Führung lag nach einem Traumstart des neuen Quartetts. Nachdem Horn und Meuren Startsiege gegen Michael Kleofasz und Christoph Haag gelangen, fügte sich Stefan Klinge direkt mit einem Sieg gegen Klaudio Kazmierczak [Anm. der Redaktion: heißt Klaudio nicht seit Jahrzehnten „Lange“ mit Nachnamen?] in sein neues Team ein. Auch Luca Böttger, bereits im vergangenen Jahr zu den Rommersheimern gestoßen,  überzeugte in der Folge, fuhr aber erst gegen Waltrop die verdiente Ernte ein. In der Schussrunde gaben die beiden Quereinsteiger letztlich die 15:13-Führung aus der Hand, Rommersheim hat nun gefühlt 80 Prozent seiner Niederlagen in den vergangenen drei Jahren mit dem grausamsten aller Endergebnisse erlitten. Erstaunlich wenig machte sich indes der Abgang von Georg Schwartz bemerkbar, den seine Teamkameraden Meuren und Horn nach zwei Jahrzehnten des gemeinsamen Weges sehr vermissten. „Ohne Georg fühlt sich das irgendwie komisch an, aber wir werden auch in seinem Geist weiter spielen“, sagte Horn. Er hatte sein Pulver leider allzu früh nach zwei Auftaktsiegen verschossen und steuert anschließende keine Siege mehr bei.  

Im vergangenen Jahr hatte Rommersheim den Eröffnungsspieltag kurioserweise an genau dem selben Ort im Sportpark zu Herne gegen die selben Gegner mit genau den selben Ergebnissen beendet. Dem 15:17 folgte ein 13:19 gegen den TKC Waltrop. Dieses Endergebnis geht vor allem darauf zurück, dass Waltrop gleich mehrfach in den Schlusssekunden entscheidende Punkte eroberte. „Wir haben offenbar ein Problem, uns selbst zu belohnen“, sagte Daniel Meuren am Ende des Tages, nachdem er auch gegen Waltrop bei 6:2 Punkten ungeschlagen blieb. „Luca Böttger beispielsweise hat insgesamt besseres Tipp-Kick gespielt als ich, aber leider nur halb so viele Punkte geholt. Ich bin mir sicher, dass er sich im Rest der Saison endlich selbst mehr belohnen wird, weil ich seine Entwicklung in den vergangenen 12 Monaten ganz gut verfolgen konnte. Seine 5:3 Zähler gegen Waltrop werden ihm das nötige Selbstvertrauen für unseren Kampf gegen den Abstieg geben. Ich bin trotz der Enttäuschung heute zuversichtlicher denn je, dass wir die Klasse auch ohne Georg halten können. Wir tun das alles ja nur, um unseren Klubtalenten wie Luca oder auch jenen in der zweiten und dritten Mannschaft sportliche Perspektiven zu eröffnen.“

Die zweite Bundesliga Südwest wurde aber so oder so zum Auftakt mal wieder ihrem Ruf als beste zweite Liga aller Zeiten gerecht. Fast jeder kann in dieser Liga jeden schlagen und so hat sich Hirschlanden überraschend im dritten Spiel des Tages mit 19:13 gegen Waltrop durchgesetzt. Ausgerechnet Olaf Ruscheweyh, Waltrops im Vorjahr bester Mann, sprach sich selbst die Hauptverantwortung für die Niederlage seines Teams zu, ehe er später gegen Rommersheim wieder gewohnt stark performte..

[Anm. der Redaktion: Wenn ein zurückgetretener Spieler gleich sechsmal in einem Artikel erwähnt wird, lieber Georg, schnüre die Stiefel und lasse deine alten Kameraden nicht so leiden …, die brauchen dich!]

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