Damals! In einer alten Rundschau von 1985 geblättert …

Damals, wir schreiben das Jahr 1985, das waren alles ganz andere Zeiten. Kein Handy, kein E-Mail und kein Googeln. Man setzte sich an den Schreibtisch, nahm einen Stift und schrieb sich einen Brief. So kamen dann Tag für Tag die Briefe an: beim Hersteller Mieg, beim Rundschau-Redakteur oder irgendeinem Funktionsträger des Verbandes. Und die setzten sich hin und antworteten oder veröffentlichten oder machten nichts. Und ab und zu wurde noch telefoniert.

Szenenwechsel. Wir sind in Hamburg, in einem Hinterzimmer. Der Redakteur, nennen wir ihn bei seinem Kürzel, also -hm-, ist fertig, fast fertig mit der nächsten Rundschau-Ausgabe. Er schiebt die Artikel hin und her, aber auf der einen Seite ist noch etwas Platz, zu viel, also muss noch eine kurze Mitteilung verfasst werden. Er schaut auf den Stapel Briefe, blättert ein wenig und schreibt dann:

Letzte Meldung !!!

Die RUNDSCHAU-Redaktion erhielt soeben einen Brief aus Kolumbien, wo das Tipp-Kick-Spiel offenbar einen Boom erlebt. Darin bittet der „Asociación de Fútbol de la Mesa Columbia“ (Kolumbianischer Tischfußballverband) um Vermittlung von Freundschaftsspielgegnern aus Ober- und Verbandsligen unseres Verbandes. Der dortige Verband besteht seit einem Jahr und wird von einer privaten Ölfirma gesponsert. Auf diese Art können es sich die südamerikanischen Tipp-Kick-Freunde leisten, uns zu besuchen. Bis zur nächsten Ausgabe werden wir versuchen mehr zu erfahren. Anfragen richtet ihr bitte an die Redaktion. -hm-

Die Rundschau wird einige Tage später verschickt und, oh Wunder, das Telefon steht bald nicht mehr still. Der Verband hat über 100 Vereine, die sich in den unteren Ligen tummeln, und alle träumen sie von Gegeneinladungen an die Copacabana, ach nee, die ist ja in Brasilien, aber bestimmt hat Kolumbien auch solche Strände …

Dann ruft einer der Herren Miegs aus dem beschaulichen Schwenningen an und will mehr wissen. Neue Märkte und so, aber -hm- kann noch nichts mitteilen. Auch als Rudi Fink, der ehemalige mächtige Präsident aus Hildesheim sich meldet, keine Chance. Nun wird die deutsche Presse hellhörig. Das renommierte “kicker sportmagazin”, der heilige Gral der damaligen Fußball-Zeitschriften, veröffentlicht sofort einen ersten Artikel. Die sind halt schnell dort in der Redaktion. Und auch Kolumbien meldet sich. Mittels Brief fragt der südamerikanische Spielwarenvertreter Bernhard Stünkel nach Details. Er ist verwirrt, er lebt vor Ort und weiß von nichts?

In der folgenden Rundschau meldete sich -hm-, wie angekündigt, mit weiteren Details, hier der Originalauszug aus der damaligen Rundschau:

So war das damals im Jahr 1985. Der Begriff Fake News war noch nicht geboren, aber geträumt hat man damals wie heute. Von der Copacabana und mehr.

Nachtrag:

Von -hm- hat man nie wieder etwas gehört. Aber über diese Zeilen lache ich jeden Tag, danke dir, Heiko!

Weiterer Nachtrag (21. November 2023):

Wer hätte das gedacht? Der damalige Redakteur, Heiko Mausolf, hat diesen Online-Artikel aufgestöbert und sich gemeldet. Schön, dass sich der eine oder andere nach vielen Jahrzehnten immer noch gerne an seine Tipp-Kick-Vergangenheit erinnert!

Moin André,
Moin an alle Tipp-Kicker!

Gelegentlich stöbere ich aus alter Verbundenheit mal auf der DTKV-Webseite. Dabei bin ich heute über Deinen Artikel gestolpert, André, der über meinen kleinen Aprilscherz aus dem Jahre 1985 in der Rundschau berichtet. Die Rundschau habe ich damals gemeinsam mit Manfred Buhmann gemeinsam herausgegeben.

Leider erinnere ich mich heute gar nicht mehr an diesen Scherz – immerhin ist das ja bald schon 40 Jahre her… Aber es freut mich doch sehr, dass ich damit – wer hätte das gedacht – bis heute für Heiterkeit sorgen konnte.

Ich schicke Euch herzliche Grüße aus Hamburg!
Heiko Mausolf

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