Eine nicht ganz ernste Vorschau auf den 1. Spieltag der 1. Bundesliga von Marcus Martialis

Während Südafrika von den Big Five schwärmt, kennt Tipp-Kick-Deutschland nur die Big Three. TKC ’71 Hirschlanden, TKC Gallus Frankfurt oder der 1. TKC Kaiserslautern ’86 werden am 18. November 2023 den Deutschen Mannschaftsmeister ausspielen. Ist das so sicher wie das Amen in der Kirche? Und wenn ja, warum?

Tipp-Kick spielen können sie alle, doch auf den Tag topfit zu sein, den Kopf frei zu haben, die Emotionalität abrufen zu können, das ist die Kunst. Taktikpläne werden getüftelt, Schwächen der Gegenspieler erörtert, ja, das alles wird bei den Big Three gepflegt und gehegt. Und am Spieltag? Die Leader der Mannschaften werden zwischen den Platten stehen und wie die Pfaue die Platten beäugen. Und man will den Erfolg schon akribisch im Vorfeld absichern. Wer ist auf dem Markt? Wer könnte die eigenen Reihen noch verstärken? Sind wir auch stark bei einem oder sogar zwei Ausfällen? Schließlich kommen die Erfolgs-Tipp-Kicker in die Jahre (Durchschnittsalter > 40 Jahre), da kann ja mal der Rücken zwacken oder die Familie mit den Augen rollen.

Hirschlanden, das schwäbische Dorf westlich von Stuttgart, hat dieses L-Denken1 nicht nötig. Jahrzehntelange, nachhaltige Konstanz prägt den Verein. Talente werden eingebunden, gefördert, aufgebaut und bringen einfach nur Freude. Siehe Florian Stähle, das jüngste Eigengewächs. Ja, die Schwaben. Sie können alles, außer hochdeutsch. Und besonders gut können sie Teddybären herstellen und halt tipp-kicken. Ob sie das Double im November wiederholen können, wird man sehen. Die Saison ist lang.

Ist mit dem lateinischen Wort >gallus< im Vereinsnamen Gallus Frankfurt tatsächlich das männliche Haushuhn gemeint? Also, “TKC männliche Haushühner von Frankfurt”, das kann doch nicht wahr sein! Wikipedia, die für alle Gymnasiallehrer greuliche Wissensdatenbank informiert: „Das einstige Industriegebiet Frankfurt-Gallus, heute ein gehobenes Geschäfts- und Wohnviertel, …“. Okay, ein Vorortverein. Alles klar. Also die Gallianer (sagt man das so?), die setzen jetzt auf einen „Ossi“, sorry, den Brandenburger Gottschalk. Ob er mit dem berühmten Thomas verwandt ist, weiß ich nicht, aber genau diesen DMM-Titel, den braucht er noch. Ist ja schon mehrfach mit seinem Berliner Stammverein sooo nahe dran gewesen. Ich wünsche ihm viel Glück. Wirklich.

Und nun diese Lauterer. Was soll man sagen. Insolvenz anmelden und dann in die höchste Liga marschieren wollen. Sorry, ich wollte ja über Tipp-Kick schreiben. Selbst dieser bodenständige Verein fängt an, systematisch externe Spieler einzugliedern. Was bleibt einem auch übrig, wenn der Nachwuchs lieber am Handy sitzt. Artur Merke. Der Ranglisten-Statistiker, der ist natürlich clever. Baut sich so viele Statistiken, bis er irgendwann auch mal vorne liegt. Kenne ich. Von mir. Aber einen Leon Böttger in die Meister-Mannschaft zu holen? Den kenne ich gar nicht. Wer ist denn das? Viel Glück beim Bundesliga-Debüt, Leon!

Und dann gibt es ja noch die vielen anderen Vereine der 1. Liga: Flinke Finger Bruck,  Karlsruhe/Mayence, Spieltrieb Ylipulli Gießen, Spandauer Filzteufel ’09, TFB ’77 Drispenstedt,  TKC Preußen Waltrop. Bis auf den letztgenannten Verein alles Abstiegskandidaten. Wenigstens haben auch diese Vereine so ihre eigene Spannung einer ersten Liga. Zum Glück wurde auf dem letzten Bundestag nicht dieser Quatsch eines weiteren Relegationsspieles beschlossen. So steigen die Chancen in der Liga zu bleiben.

Alle haben sie übrigens ihren L-Spieler gefunden. Und ihren Quoten-Schweizer. Die Schweizer Eidgenossen-Fraktion in Bruck. Auch die 1920 nach Berlin eingemeindete osthavelländische Großstadt Spandau, nein, deren gleichnamige Tipp-Kick-Mannschaft holt sich auch einen Quoten-Schweizer. Wie teufelig! Karlsruhe/Mayence (Mayence klingt wenigstens edler als Moguntiacum, klasse Idee, Daniel) hat neben dem nächsten Quoten-Schweizer übrigens keinen einzigen in Karlsruhe wohnenden oder geborenen Spieler. Aber ich kann mich hier auch irren. Irren ist menschlich. Hoffentlich irren sich die Schiris nicht so häufig. Denn meine Bälle sind immer alle drin. Was kann ich dafür, dass die Augen nachlassen. Weiter im Text. Foit in Waltrop. Diese Bialks in Drispenstedt, dessen Senior schon vorab mit dem Titel „Sonnengott“ geadelt wurde (Facebook vergisst nichts). Dem Höfer-Klausi als Gießener L-Spieler haben sie für jeden achten geholten Spielpunkt einen Weizenderivat in flüssiger Form versprochen. Der war sofort dabei. Ungelogen. Und wo bleiben die Quoten-Frauen?

„Wir wollten schon immer mal Bundesliga spielen …“, ja, das ist das Motto dieser Mannschaften oder auch nicht.

Ich bin ganz ehrlich. Diese Big Three tragen viel dazu bei, dass der Tipp-Kick-Sport sich im Niedergang befindet. Es macht doch keinen Spaß mehr auf Turniere zu fahren, die Klatschen zu kassieren und am Ende grinst dieser Kaus auf jedem Siegerbild. Ich plädiere dazu, dass man die DEM zersplittert in mehrere Einzelveranstaltungen: U-60, Ü-60, eine separaten Deutschen Einzeltitel für Regionalliga-Spieler und einen für Comebacker, die mehr als 5 Jahre nachweislich ausgesetzt haben. Dann würden sie alle kommen und unsere Hallen wären wieder voll. Von mir aus kann auch jeder im Karnevalskostüm (für die Hirschlandener: „Narrenkleid“) spielen. Dann hätte ich wenigstens was fürs Auge und die örtliche Presse würde in Scharen erscheinen. Und ich plane nächstes Jahr in der Regionalliga anzutreten. Aber dieser Kaus, der würde dann sofort wahrscheinlich für die Regionalliga Süd melden. Ich kenne ihn doch. Der gönnt einem nix.

Und nun im Ernst, ich schaue also voraus:

Die Tabelle lautet nach dem 1. Spieltag:

Platz 1-3: mit 4:0 Punkten TKC Gallus Frankfurt, TKC ’71 Hirschlanden, 1. TKC Kaiserslautern ’86 I (wer sonst bitte???)

Platz 4-6: mit 2:2 Punkten Flinke Finger Bruck, TKC Preußen Waltrop I, Spandauer Filzteufel ’09 I (wer sonst bitte???)

Platz 7-9: mit 0:4 Punkten SG Karlsruhe/Mayence, Spieltrieb Ylipulli Gießen, TFB ’77 Drispenstedt I (wer sonst bitte???)

Euer Marcus Martialis 😛

 

1 „L-Denken“: Man denkt, man verstärkt sich mit externen Saisonspielern, denen im Gegenzug Ruhm und Ehre in Aussicht gestellt werden (Titel Deutscher Mannschaftsmeister!) oder gegen Spritersatz und kleinen Antrittsgagen für Ruhm und Ehre des anheuernden Vereines antreten. Das einfache Tipp-Kick-Volk nennt diese Spieler rotzfrech „Legionäre“.

 

 

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