Franz Beckenbauer – Eine Legende ist tot. Warum auch die Tipp-Kicker trauern …

Franz Beckenbauers Leben endete am 7. Januar 2024 im Alter von 78 Jahren. Es bietet Stoff für mehrere Nachrufe. Ihm gebühren unzählige Superlative. Kaum ein deutscher Fußballer hatte ein so ereignisreiches Leben. Die Nachrufe der Presse schildern viele einzelne Szenen: der Start in München, seine Erfolge, seine ausgerenkte Schulter im WM-Halbfinale 1970, sein Zusammenspiel mit „Bomber“ Gerd Müller, die grottigen Musik-CDs, seine vielen Eigentore, sein Abstecher zu Cosmos New York, die spezielle Beziehung zu Uli Hoeneß, seine Golf-Leidenschaft, seine  Frauengeschichten, der viel zu frühe Tod seines Sohns. Und die Leichtigkeit seiner Bewegungen auf und neben dem Platz. Aber dass der Franz auch ein Tipp-Kicker mit Herzblut war, ist gemeinhin fast völlig unbekannt.

Die Herstellerfirma Mieg schickte 1974 (und auch 1978) Tipp-Kick-Spiele in das Trainingslager der deutschen Nationalmannschaft. Als der deutsche Kapitän Franz Beckenbauer nach der Weltmeisterschaft vom STERN in einem Interview gefragt wurde, was man denn abends gemacht hätte, antwortete er: “Wir spielten jeden Abend Tipp-Kick, Tipp-Kick, Tipp-Kick“ (Sekundärquelle: Rundschau, Ausgabe 2/1981, S. 23).

Als Franz Beckenbauer 1977 zu New York Cosmos in die „North American Soccer League“ wechselte, war seine Tipp-Kick-Leidenschaft der amerikanischen Fußball-Zeitschrift „Soccer America“ eine ganzseitige Abhandlung wert. Leider gibt es kein Belegexemplar dieses Artikels. Jedoch wurde durch Franz Beckenbauers Wechsel nach New York das Amerika-Geschäft für den Hersteller Mieg deutlich intensiviert.

Abb.: Tipp-Kick-Werbung in der amerikanischen Fußball-Zeitschrift “Soccer World” von 1979

In der Deutschen Botschaft in London trafen sich 2005 die englische und deutsche Nationalmannschaft von 1966. Anlass des Treffens war die WM 2006 in Deutschland. Auch die Herstellerfirma Mieg wurde eingeladen. Eine Tipp-Kick-Platte wurde aufgebaut. Die Fotografen zückten die Kameras, als sich an der Tipp-Kick-Platte Franz Beckenbauer und Sir Bobby Charlton gegenüber stehen. Zu Beginn des Spiels sagte Franz: „Do host koa Chance, des hob i scho ols Kind gschbuild“, so schildert es Jochen Mieg später.

Abb.: Franz Beckenbauer, rechts, und Sir Bobby Charlton, links, vor dem Tipp-Kicken in der Deutschen Botschaft in London, 2005 (Foto Firmenarchiv Mieg)

Abb.: Franz Beckenbauer, links, und Sir Bobby Charlton, rechts, beim Tipp-Kicken in der Deutschen Botschaft (Foto Firmenarchiv Mieg)

Das Tipp-Kick-Spiel hat Franz Beckenbauer ein Leben lang begleitet. Mit seiner charmanten und offenen Art bekannte er sich gerne dazu und machte so unseren Sport bekannter und auch salonfähiger. Danke dafür, Franz Beckenbauer, aber auch für die vielen unvergesslichen Fußballmomente!


Fotonachweis Beitragsbild: Sven Mandel / CC-BY-SA-4.0

 

 

 

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