Bericht zur DTKV-Pokalendrunde in Kaiserslautern (9.-10.11.2024)

Nach langer Durststrecke: Der TKC Gallus Frankfurt gewinnt die DTKV-Pokalendrunde in Kaiserslautern

Es war alles bestens angerichtet. Der 1. TKC Kaiserslautern ’86, ein seit Jahren verlässlicher Turnierausrichter, bot den Tipp-Kick-Freunden schon am Vorabend der DTKV-Pokalendrunde eine spektakuläre Auslosung der Achtelfinalgruppen. Ganz im Stile der Sportschau zog die „Glücksfee“ Konrad Sundermann Los um Los und am Ende freuten sich etliche Mannschaften über ihr vermeintliches Losglück.

Am Samstag, dem 9. November 2024, wurden die 24 Achtelfinalpartien im Gruppenmodus ausgespielt. Einen Tag später folgten die Viertel- und Halbfinalspiele sowie das Finale im K.-o.-Modus.

Bemerkenswert, dass auch eine französische Mannschaft (TKC Axonais) im deutschen Pokalwettbewerb antrat und dabei zwei der besten Jugendspieler Deutschlands in ihr Team integrierte.

Der Spielort:

Achtelfinale, Gruppe A

Gleich drei Bundesligisten der kommenden Saison 2025 sowie der TKC 91 Nürnberg als krasser Außenseiter trafen in dieser Gruppe aufeinander. Die SG Wolfsburg/Adersheim als Aufsteiger in die Bundesliga deklassierte im Auftaktspiel den Regionalligisten aus Nürnberg, kassierte aber seinerseits klare Niederlagen gegen 1. TKC Kaiserslautern ’86 I und TKC Preußen Waltrop. Man sollte sich verstärken, wenn nicht gleich der erste Spieltag der neuen Bundesligasaison der Beginn einer Abschiedstournee sein soll. Im Spitzenspiel zweier langjähriger Play-Off-Mannschaften gerieten die Waltroper gegen Kaiserslautern I schnell mit 1:7 und 3:13 in Rückstand, erholten sich nicht vom schlechten Start und belegten am Ende Tabellenplatz 2.

Jens Foit holte mit 19:5 Punkten die meisten Punkte in dieser Gruppe, profitierte aber davon, dass die Lauterer den eigenen Spitzenspielern Pausen wegen der anstehenden DMM-Play-Off-Spiele gönnten. Leon Böttger gelangen 17:7 Punkte. Der beste Wolfsburger war mal wieder Martin Leinz mit 14:10 Punkten auf Platz 20 der Achtelfinal-Einzelwertung. Der erfolgreichste Nürnberger, Peter Dobler, holte bei diesen schweren Gegnern immerhin  5:19 Punkte und landete auf Platz 60.

Achtelfinale, Gruppe B

In der Gruppe B tummelten sich neben dem haushohen Favoriten TKC Gallus Frankfurt noch 3 Mitbewerber um Platz 2. Die Drispenstedter, die noch wenige Wochen zuvor den amtierenden Deutschen Mannschaftsmeister Hirschlanden in die Knie gezwungen hatten, traten allerdings nur mit 3 Spielern in den Pokalpartien an. Aimé Lungela und die beiden Bialks fehlten, Jörg Kuhn und Thomas Krätzig sprangen ein und versuchten mit Berthold Nieder das Beste aus der Situation zu machen, unterlagen aber allen drei Konkurrenten. Gegen den 1. TKC Kaiserslautern ’86 II war die Niederlage mit 15:17 äußerst knapp, doch im Schlüsselspiel der vorletzten Runde bezwang Justin Rennings, der ehemalige Deutsche U-18-Meister, den Amberger Gastspieler Thomas Krätzig mit 6:2.

Über TKC Gallus Frankfurt braucht man kein Wort zu verlieren, die Pokalspiele waren nur ein Warm-Up für das abendliche Play-Off der DMM. Geschickt setzte man Stefan Heinze und Sven Leu ein, um Körner zu sparen.

Die Entscheidung um Tabellenplatz 2 fiel im Spiel zwischen der TG 1860 KarlMay Rommersheim gegen den 1. TKC Kaiserslautern ’86 II. Die Rommersheimer konnten Georg Schwartz, dessen Vorhang im Mannschaftsspielbetrieb eigentlich gefallen sein sollte, reaktivieren. Dann tauchte zur Verblüffung etlicher Spieler auch Jonathan Weber auf, der vor seinem damaligen Rückzug Turnier um Turnier dominiert hatte. Prompt holte er 17:7 Punkte für die Rommersheimer und landete damit auf Platz 12 der Achtelfinal-Einzelwertung. Doch der Sieger dieser Partie war nicht die Mannschaft der genannten arrivierten Spieler, sondern die Lauterer. Frisch aus der Regionalliga Süd in die 2. Bundesliga Südwest aufgestiegen, verstärkte man sich mit dem Heimkehrer Michael Link, der überaus erfolgreich mit den Spandauer Filzteufeln ’09 in der vergangenen Bundesligasaison gespielt hatte. Matchwinner im Spiel gegen Rommersheim war jedoch Fabian Werle mit 6:2 Punkten, der zudem gegen keinen seiner vier Gegner verlor.

Erwähnenswert, dass in der Partie TFB Drispenstedt ’77 vs. TG 1860 KarlMay Rommersheim der einzige Einsatz einer weiblichen Spielerin im diesjährigen Pokalwettbewerb verzeichnet werden konnte. Samira Meuren, Tochter des doppelten Lottchens, sorry, doppelten DEM-Vizemeisters Daniel Meuren gelangen bemerkenswerte 4:4 Punkte. Auch erwähnenswert, dass N.N. – kein Unbekannter nach über hunderten Einsätzen seit 1973 – immer mehr Gestalt annimmt und endlich Tore schießt. Gemäß dem Spielbogen im letztgenannten Spiel gelangen N.N. 8:16 Tore, nur mit den Punktgewinnen (0:8) haperte es noch.

Achtelfinale, Gruppe C

Das Altberliner Original „Ewald Kasupke“ sagt, wie es ist: „Der Pokal lebt davon, dass wild gelost wird“ und die Gruppe C bestand aus den Traumlosen TKC Axonais (Frankreich), TKC Headbangers Balingen I, TKC Headbangers Balingen II sowie TKC ’71 Hirschlanden I. Hirschlanden I freute sich, denn man konnte Kräfte sparen und relativ geruhsam in das Viertelfinale einziehen. Man gönnte dem Gegner 15 Spielpunkte und belegte in der Einzelwertung des Achtelfinales die Plätze 1 bis 3. Dabei hatte Benjamin Buza gegenüber Harald Füßinger bei Punktgleichheit (22:2) lockere 3 Tore mehr in der Differenz erzielt (+43 gegenüber +40).

Neben TKC ’71 Hirschlanden I freuten sich die drei  Gruppengegner, denn es war klar, dass der beste von ihnen ins Viertelfinale einziehen würde. Der TKC Headbangers Balingen I nutzte die Gunst der Stunde und gewann nach der Auftaktniederlage die beiden weiteren Achtelfinalspiele souverän. Gleichzeitig wurde der 2. Mannschaft im internen Duell gezeigt, wo der Hammer im eigenen Hause hängt. Und so kletterte Dawood Malik mit 17:7 Punkten auf Platz 9 der Einzelwertung des Achtelfinales. Das französisch-deutsche Mischteam kämpfte, musste aber viel Lehrgeld bezahlen. Felix Weishaupt und Sascha Item gelangen je 12:12 Punkte, Léandre Lançon als bestem Franzosen noch respektable 10:14 Punkte.

Achtelfinale, Gruppe D

Die Rollenverteilung in der Gruppe D war klar. Die Bundesligisten von den Spandauer Filzteufeln ’09 und Flinke Finger Bruck wollten Platz 1 und 2 unter sich ausspielen, TKC ’71 Hirschlanden II und 1. TKC Kaiserslautern ’86 III sollten sich gefälligst nur mit den undankbaren Plätzen 3 und 4 begnügen. Und manchmal werden Wünsche  erfüllt, denn es kam dann auch so.

Die Filzteufel mussten ohne Michael Link in der Pokalendrunde antreten, eine Schwächung, die sich im Spiel gegen Bruck bemerkbar machen sollte. Bruck gewann 18:14, Peter Funke war gemeinsam mit Philipp Derungs beim Sieger der emsigste Punktesammler (je 6:2). Michael Kalentzi überraschte mit 5:3 Punkten und lag damit vor Christian Kuch, dem besten Bundesligaspieler der laufenden Saison. Das Schlüsselspiel Derungs gegen Kuch im letzten Durchgang gewann überraschend der Schweizer mit 3:2.

Im Spiel um Platz 3 der Gruppe D setzten sich gefühlte 120 Jahre Tipp-Kick-Erfahrung (= TKC ’71 Hirschlanden II) gegen die 3. Mannschaft der Lauterer durch. Deren Leitwolf Michael Steinfeld punktete mit makellosen 8:0 Punkten. Überzeugend auch Mika Hahnel aus der Tipp-Kicker-Großfamilie Hahnel, der seine ersten Meriten einfahren konnte. Seine 4:4 Punkte deuten auf seine Ambitionen hin, den Papa eines Tages um Längen hinter sich zu lassen. Auf Seiten der Hirschlandenern wurden 5 Spieler eingesetzt, Christoph Haag mit 15:9 Punkten landete immerhin auf Platz 17 der Einzelwertung, der Routinier Klaudio Lange (6:10) landete mit seinen Klubkameraden Michael Bräuning (7:9) und Stefan Poetsch (8:16) im Mittelfeld der Einzelwertung, Michael Kleofasz irgendwo dazwischen.

Die ehemaligen Deutschen Einzelmeister der 80er Jahre Peter Funke (Flinke Finger Bruck) und Michael Steinfeld (1. TKC Kaiserslautern ’86 III) belegten als Gruppenbeste mit den Plätzen 7 und 8 und mit je 18:6 Punkten ehrenwerte Plätze in der Einzelwertung des Achtelfinales.

DTKV-Pokalendrunde-2024-Achtelfinale-Einzelwertung

Viertelfinale

Im Viertelfinale wurde keine Knallerpartie ausgelost. Denkste! Sensationell verlor der am Vorabend  frischgebackene Deutsche Mannschaftsmeister TKC ’71 Hirschlanden I mit 15:17 gegen den TKC Preußen Waltrop. Was für ein Knall, fast ein Erdbeben! Ein ausgeglichener Spielverlauf, mal führten die Waltroper (3:5, 5:7), dann die Hirschlandener (11:9, 13:11). Doch dann ging den Schwaben die Luft aus oder die Waltroper bekamen die berühmte zweite Luft. 6:2 Punkte in den letzten beiden Durchgängen drehten die Partie. Aus der Traum vom Triple im Pokal nach dem parallelen Triple-Gewinn der DMM am Vortage. Wodran lag es? Hatten die Mannen um Harald Füßinger das Momentum nicht auf ihrer Seite? Hatten sie zu viel gefeiert? Waren sie zu satt? Fehlte Max Daub und man hatte zu viele Körner in den Spielen zuvor gelassen? Oder haben die Preußen aus Waltrop einfach stark aufgespielt? Wir wissen es nicht. Glückwunsch, Waltroper Jungs! Es wird Zeit, dass die Big-Three der Tipp-Kick-Szene auseinander gefegt werden.

Im zweiten Viertelfinalspiel erteilte 1. TKC Kaiserslautern ’86 I dem TKC Headbangers Balingen I eine Lektion. 31:1 Spielpunkte zeigen einen Mehrklassenunterschied.

Die nächste Überraschung landete der 1. TKC Kaiserslautern ’86 II. Man bezwang die favorisierten Spandauer Filzteufel ’09 mit 17:15. Wieder gelang Michael Kalentzi ein Sieg im letzten Durchgang, wieder verlor Christian Kuch sein letztes Spiel. Matchwinner aber war Michael Link, der im ersten Spiel nach seinem Ausscheiden bei den Spandauer Filzteufeln ’09 gegen seine ehemaligen Teamkollegen mit 8:0 Punkten geradezu triumphierte. Ob er dabei seine Siegerfaust gegen den Himmel streckte, ist nicht überliefert.

Spiel 4 im Viertelfinale ist schnell erzählt. Der TKC Gallus Frankfurt ging schnell gegen die Flinken Finger Bruck in Führung, baute diese aus und man gewann letztendlich ungefährdet mit 23:9. Michael Kaus (8:0) auf der einen Seite und der Schweizer Manuel Häfeli (4:4) auf der anderen Seite überzeugten.

Halbfinale

Das Losglück war den Underdogs des Halbfinales nicht hold. TKC Gallus Frankfurt gegen TKC Kaiserslautern ’86 II und TKC Kaiserslautern ’86 I gegen TKC Preußen Waltrop lautete die Auslosung.

Der TKC Gallus Frankfurt dominierte das Spiel gegen TKC Kaiserslautern ’86 II und bereits 2 Runden vor Schluss war beim Stand von 16:8 der Drops gelutscht. Kein Finale gegen die eigene 1. Mannschaft. Doch die Frankfurter, die 2024 eine grandiose Saison gespielt hatten und nur im DMM-Finale die bis dato einzige Niederlage im Kalenderjahr kassieren mussten, waren einfach gieriger auf den Erfolg, spielerisch und mental hoch überlegen.

Noch deutlicher gewann die TKC Kaiserslautern ’86 I gegen den TKC Preußen Waltrop. Den alten Herren aus der Region Ostvest waren anscheinend platt wie eine Flunder nach 5 Mannschaftsspielen am Wochenende oder reichte ihnen der Pyrrhussieg gegen TKC ’71 Hirschlanden I? 10:2, 18:2, 22:6 hießen die Zwischenstände, 24:8 der Endstand. Keiner der 4 Waltroper schoss mehr als 7 Tore in den 4 Einzelspielen, doch Holger Wölk konnte immerhin damit noch 3:5 Punkte erringen. Auf der Lauterer Seite kassierte keiner der 4 Spieler mehr als 7 Tore und die beiden Spieler Sebastian Baadte und Mathias Hahnel jubelten über 7:1 Punkte.

Finale

Wie erwartet bestritten zwei der Big-Three-Mannschaften das Finale. Wer sollte siegen? Der TKC Gallus Frankfurt, angeführt von Michael Kaus mit einem unglaublichen Hunger nach Titeln ausgestattet, oder die 1. Mannschaft des 1. TKC Kaiserslautern 86, angeführt von dem Deutschen Einzelmeister Artur Merke? Atemlose Spannung war angesagt. Für solche Spiele lieben wir den Tipp-Kick-Sport.

Die Erfahrung, sprich die gesamte Titelanzahl der vier Finalspieler in Zahlen (Gallus-Kaiserslautern): Mannschaftsmeistertitel 18:3, Pokalsiegertitel 27:2, Sektionstitel (inkl. DEM) 26:11 (alle Zahlen ohne Gewähr).

Somit gingen die Frankfurter als leichter Favorit ins Finale, dagegen stand der Heimvorteil der Lauterer. Man wählte auf der Frankfurter Seite die Standardaufstellung H-B-K-G. Die Taktikfüchse aus der Pfalz stellten den aktuellen Deutschen Einzelmeister Artur Merke gegen Michael Kaus in Runde 2 auf, frei nach dem Motto, dem „emotional Leader“ der Frankfurter solle gleich mal der Zahn gezogen werden.

Kaiserslautern Rechnung ging auf. Über 2:6, 3:9 und 5:11 führte man souverän. Nur ein Spiel von acht Spielen hatte man verloren. Und dann kam das, was in unzähligen Wettkämpfen vieler Sportarten zu beobachten ist: in aussichtsreicher Position in Führung liegend, wird die Chance zu gewinnen, nicht genutzt.1 Gallus Frankfurt gewinnt 4 Spiele in Serie, geht mit 13:11 in Führung, verteidigt die 2-Punkte-Führung bis zum Schluss und gibt das Spiel nicht mehr her. Glückwunsch, Frankfurt, ihr habt nicht nur den Bembel als schönste Tipp-Kick-Trophäe, sondern auch einen weiteren Titel! Den, äh …, 9. Titel als Pokalsieger. Rekord ausgebaut!

Das Siegerbild mit Frank Hampel, Max Gottschalk, Michael Kaus, Sven Leu und Alexander Beck (von links nach rechts). Es fehlt Stefan Heinze.

 

DTKV-Pokalendrunde-2024-Finale-Gallus-Lautern1

1 Unzählige sportpsychologische Artikel setzen sich mit diesem Thema auseinander. Hier ein Link zum Einstieg in das Thema: Die Angst vor dem Sieg.

Weitere Bilder von der DTKV-Pokalendrunde 2024:

Ein Dankeschön an Michael Link für die zugesandten Spielprotokolle, Video und Bilder!

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