2. Bundesliga Südwest: Amberg, aber nicht über den Berg und auch nicht auf dem Gipfel (25. Mai 2025)

Der Zweitligaspieltag in Amberg verläuft wie das Einpacken einer Luftmatratze : Die Luft ist spätestens nach dem zweiten Spiel raus aus dem Wettbewerb. Nur die TG 1860 KarlMay Rommersheim kann letztlich was Positives aus der Oberpfalz in Franken (oder war es umgekehrt Oberfranken in der Pfalz, lieber Luca Böttger?) mitnehmen.

Das Wichtigste zuerst, für all jene, die sich berechtigterweise Sorgen gemacht haben um einen unserer mittlerweile drei mannschaftsreichsten Klubs in Deutschland: Die Rommersheimer fuhren am dritten Spieltag der Zweiten Bundesliga Süd oder Südwest (beim Namen der Spielklasse sind sie sich noch immer nicht sicher) ins richtige Amberg. Das ist gar nicht so klar, da es zum einen diverse Ambergs gibt, die Luca Böttger in seinen Navi hätte eingeben können. Zum anderen reiste eine Hälfte der Mannschaft auch noch aus Hirschlanden an, wo der Glemssgau-Pokal nicht nur einen strahlenden roten und körperlich gut trainierten Sieger fand, sondern auch ein tolles Ambiente, das man gar nicht mehr verlassen wollte. Aber beim Treffpunkt in Nürnberg-Hauptbahnhof einigte man sich schnell aufs richtige Amberg und so erschienen überraschenderweise 4 Rommersheim pünktlich am richtigen Spielort im Alten Klärwerk, mit dem Daniel Meuren seit 2002 den Schmerz der zweiten Niederlage in einem DEM-Finale verbindet.

Sebastian Großkreutz reiste dabei mit einer zusätzlichen Packung Selbstvertrauen an: Am Samstagabend hatte er noch seine Partien des Regionalligaspiels mit Rommersheim II gegen TKC ’71 Hirschlanden III bestritten, bei dem er sein Team mit 8:0 in Führung brachte – wegen Ermüdung baten die Hirschlandener um Austragung der restlichen  Partien am Sonntagmorgen, wo sie für ihre famose Aufholjagd nicht belohnt wurden und letztlich mit 15:17 Rommersheim II die Punkte überlassen mussten. Léandre Lançon und Otto Pfeifer Sr. sicherten in der Schlussrunde die nötigen Punkte für Rommersheim.

Aber zurück in Liga zwei, zurück nach Amberg, wo am Ende des Tages keiner über den Berg war: Die Hausherren gewannen zwar souverän ihre beiden Partien gegen den TKC 1986 Gevelsberg I (19:13) wie auch gegen Rommersheim (23:9), aber sie vernahmen frühzeitig den hohen Sieg des Aufstiegskonkurrenten TKC Kaiserslautern ’86 II gegen die Flinken Finger aus Bruck, womit die Aufstiegshoffnungen jäh zerstört wurden. Der OTC 90 Amberg ist eben noch nicht am Gipfel.

Das spannendste Spiel des Tages lieferten sich derweil Rommersheim und Gevelsberg: Die Rheinhessen verteidigten zäh ihre frühe Führung durch zwei Auftaktsiege von Daniel Meuren gegen Achim Buß und Henning Horn gegen Nils Mettegang, um dann beim 16:12-Zwischenstand tatsächlich den ersten Saisonzähler feiern zu dürfen. In der Schlussrunde war es Luca Böttger, der bislang im Saisonverlauf viel zu wenig Zählbares aus seinen Möglichkeiten gemacht hatte, vergönnt, die Siegpunkte einzufahren. Endlich war der Navi bei seinen Spielern auf das richtige Tor eingestellt, er siegte gegen Marcus Müller mit 2:0. „Das ist der Lohn dafür, dass Luca in den vergangenen Wochen viel trainiert hat mit einem Spieler, der ihm sehr ähnlich sieht und zu dem er genetisch bedingt immer auch ohne Navi den Weg findet“, freute sich Teamchef Daniel Meuren, dem der Erfolg Lucas nach eigenen Worten deutlich wichtiger war als seine abermals starken 7:1 Punkte, die ihn zwischenzeitlich wohl sogar an die Spitze der Einzelwertung gespült hatten. „Henning und ich haben bewusst auf Luca gebaut für diese Saison, wir hätten es uns einfacher machen können mit dem Kampf um den Klassenerhalt, aber wir stellen im gesamten Verein samt zweiter und dritter Mannschaft die Perspektiven in den Vordergrund. So ein Erfolg unter Druck im letzten Spiel wird Luca Rückenwind geben.“ Der Rückgriff auf Edelroutinier Großkreutz widerspricht diesen Plänen keineswegs, ist er doch Patenonkel eines der hoffnungsvollsten Rommersheimer Talente.

Großkreutz bestätigte seine Wettkampftauglichkeit, wenngleich er mit seinem Punkteertrag in Amberg insgesamt nicht zufrieden war. Das lag im Gesamtergebnis des Tages aber daran, dass bei Rommersheim nach dem wichtigen Sieg im Kampf um den Klassenerhalt die Luft so raus war wie bei einer Luftmatratze die im Deflate-Modus quasi in Vakuumzustand gesetzt wurde. Eigentlich gaben sich die Rommersheimer bereits geschlagen nach schlechtem Beginn mit einer Niederlage von Meuren gegen den starken Peter Tuma, der nach einem Torerfolg im Strafraum den Satz des Tages  sprach: „Ich wollte den Torwart anschießen, dann war er aber plötzlich weg.“ So war es. Und der Satz spricht Bände über das Auftreten der TG beim 9:23. Lediglich Henning Horn drehte wie im ersten Spiel auf und sicherte sich insgesamt 10:6 Punkte in Amberg. Er war für sich persönlich in Amberg zumindest nahe des Gipfels.

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