Herzschlagfinale in Drispenstedt: TKV Jerze steigt zum dritten Mal ins Oberhaus auf

Viel besser hätte man den Saisonschluss in der 2. Bundesliga Nordost nicht planen können: Zum Saisonfinale trafen sich in Drispenstedt die Top 3 Mannschaften: der TKV Jerze I kam als Tabellenführer und spielte gegen den punkt- und spielpunktgleichen Tabellenzweiten und Gastgeber TFB Drispenstedt. Ein womöglich lachender Dritter war die SG Wolfsburg/Adersheim I, die mit 11:1 Punkten und dem besten Spielpunktverhältnis aller Mannschaften mehr als in Lauerstellung lag.

Am Ende reichte es für die Jerzer nach dem Sieg über Drispenstedt und dem Unentschieden gegen die SG Wolfsburg/Adersheim I knapp zum dritten Aufstieg in die 1. Bundesliga. In den anderen Partien ging es mehr oder weniger nur um Ergebniskosmetik der Endplatzierung. Gespannt darf man über die Zusammensetzung der kommenden Saison sein, wenn denn ein weiterer Berliner Verein die 2. Bundesliga Nordost bereichert oder ob noch weitere Teams sich zu einer (neuen) Meldung entschließen sollten.

Aber der Reihe nach: die Musik dieser Saison spielte in allen drei vorherigen Spieltagen bei den Teams aus Jerze, Drispenstedt und der SG Wolfsburg/Adersheim I. Während die ersten beiden Teams sich verlustpunkmäßig schadlos hielten, musste die SG im Duell gegen Grönwohld ein Unentschieden hinnehmen, hatte dafür aber das deutlich beste Spielpunktverhältnis aller Mannschaften auf seiner Seite.  Somit war die Ausgangslage klar: jede dieser drei Mannschaften konnte „einfach“ mit zwei Siegen aufsteigen.

TKV Jerze I – TFB Drispenstedt II     18:14     (39:42)

Im ersten Duell traf der Tabellenführer aus Jerze auf den Tabellennachbarn der zweiten Vertretung aus Drispenstedt. Beide Teams waren in Bestbesetzung angetreten. Nach einem anfänglichen Unentschieden führten die Kicker aus dem Ambergau mit 5:3 und 7:5, was die Kicker aus der Domstadt zum 8:8 und 10:10 ausgleichen konnten. Mit zwei knappen 3:2 Siegen von Tobias Witte über Jörg Kuhn und Christian Reymann über Dirk Kandziora führte postwendend Jerze mit 14:10. Während in der Vorschlussrunde Christian Reymann mit 0:2 Marcus Socha unterlag, konnte der Jerzer Teamkapitän Andreas Hofert mit 3:1 gegen Rainer Zech gewinnen und sorgte so für die 16:12 Vorentscheidung. Trotzdem musste natürlich die letzte Spielrunde die Entscheidung bringen. Hier verlor zwar Tobias Witte mit 2:4 gegen Dirk Kandziora, aber Marcel Kreuzweiß konnte auf der anderen Platte Jörg Kuhn mit 7:3 niederringen und sorgte so für die Punkte 17 und 18 zum Sieg. Mit 18:14 Punkten bei 39:42 Toren war das Spiel mehr als eine knappe Kiste. Auffallend waren die wenigen Tore und die Tatsache, dass der Sieger nach Toren unterlag. Bester Jerzer war in einer ansonsten geschlossenen Mannschaftsleitung Tobias Witte mit 5:3 Punkten bei 10:10 (!) Toren. Bester Domstädter war Marcus Socha mit 7:1 Zählern.

SG Wolfsburg/Adersheim I – TKV Jerze I     16:16     (50:47)

Auch in diesem Spiel ging es ähnlich los: mit 3:1 und 5:3 lag Jerze in Front. Dann jedoch drehten die Kicker aus der Autostadt den Spieß um und zogen auf 7:5 und 10:6 und 13:7 und 14:10 davon. Somit fehlten Ihnen vor der Vorschlussrunde nur noch drei Pünktchen zum Sieg. Dagegen hatten jedoch die Jerzer etwas: Christian Reymann unterlag mit 2:3 Myrko Baumgart und sorgte so für den 10:16 Rückstand aus Jerzer Sicht. Auf der anderen Platte holte im Duell der Andreasse der Jerzer Teamkapitän Andreas Hofert mit dem 2:0 gegen Andreas Kröning ganz wichtige Punkte zum 12:16 Rückstand. Jetzt hieß es “nur keinen Druck aufbauen, aber die beiden letzten Spiele müssen gewonnen werden” gab dann auch Andreas Hofert klar die Richtung vor. Kunststück, denn er war im Duell Tobias Witte gegen Stephan Pfaff auch “nur” Schiedsrichter. Hier dominierte Tobias seinen Gegner und kam auf einen ungefährdeten 6:3 Erfolg. Doch was tat sich auf der anderen Platte bei Marcel Kreuzweiß im Duell gegen Martin Leinz? Die Partie wurde sehr lautstark geführt und hatte am Ende in Marcel Kreuzweiß einen knappen 3:2 Sieger … und mit diesen Punktgewinnen und dem finalen Unterschieden war der erneute Aufstieg perfekt. Mit 16:16 Punkten bei 47:50 Toren reichte dazu genau das Unentschieden. „Unglaublich nach dem 7:13 Rückstand“ entfuhr es dann auch Teamkapitän Andreas Hofert. Bester Jerzer war erneut Tobias Witte mit 5:3 Punkten, während für die Kicker der SG Wolfsburg/Adersheim I mit 5:3 Punkten Martin Leinz am erfolgreichsten war. Tragödie am Rande: Martin Leinz verlor an dem Tag nur genau dieses entscheidende Spiel.

TFB Drispenstedt II – SG Wolfsburg Adersheim I     13:19     (50:62)

Während die Jerzer noch etwas feierten, gingen beide Mannschaften ins allerletzte Saisonspiel. Eine anfängliche Drispenstedter Führung von 4:0 und 5:3 und 7:5 konnten die Kicker der SG mit 6:2 Punkten aus den folgenden Spielen auf 11:9 drehen. Nach einer weiteren Vier-Punkte-Runde für Martin Leinz und Stephan Pfaff hieß es vorentscheidend 15:9 für die SG. Andreas Kröning sorgte mit seinem 5:3 über Rainer Zech für die notwendigen Punkte zur Entscheidung. Mit 17:11 Punkten konnte die SG diesmal beruhigt in die Schlussrunde gehen. Am Ende sprang ein Sieg mit 19:13 Punkten bei 62:50 Toren heraus. Bester Spieler der SG war wieder einmal Martin Leinz mit der Maximalausbeute von 8:0 Punkten, während Marcus Socha für Drispenstedt mit 6:2 Punkten am erfolgreichsten war.

In Grönwohld trafen sich neben dem Gastgeber TKV Grönwohld der TFC Alemannia Neumünster und die Zweitvertretung der Spandauer Filzteufel.

TFC Alemannia Neumünster – TKV Grönwohld     14:18     (49:59)

Die Gastgeber aus Grönwohld legten los wie die Feuerwehr und legten mit der 8:0 Führung schnell den Grundstock zum Sieg. Die Mannen um Mario Hinz kämpften sich dann jedoch noch heran und machten die Angelegenheit nach dem 3:9 und 5:11 und 7:13 und 11:13 noch spannender, als es die Grönwohlder vermutlich gedacht hatten. Beim 12:16 war dann zumindest noch ein Unentschieden denkbar. Diese Überlegung zerstörte jedoch das Urgestein Hacky Jüttner mit dem 2:1 Erfolg über Mario Hinz im letzten Spiel und sicherte so den 18:14 Erfolg bei 59:49 Toren für den Gastgeber. In einer ansonsten geschlossenen Mannschaftsleistung holte Michal Zaczek mit 6:2 die meisten Zähler für Grönwohld. Arne Hansen war auf Neumünsteraner Seite mit ebenfalls 6:2 Zählern am erfolgreichsten.

TKV Grönwohld – Spandauer Filzteufel `09 II     13:19     (51:59)

Während man bei den Grönwohldern etwas durchwechselte (vermutlich wie bei den Fußballern Belastungssteuerung genannt) traten die Kicker aus der Hauptstadt in Bestbesetzung an. Wieder führte Grönwohld am Anfang mit 4:0 und 6:2, dann jedoch ging es über ein 6:6 auf 8:8 und 10:10 schiedlich friedlich unentschieden zu. Detlef Schirmer und Hardy Schau sorgten dann mit dem 3:1 bzw. 3:2 über Christian Lauterbach und Hacky Jüttner für die erste Führung mit 14:10. Diese gaben die Hauptstädter bis zum Ende nicht mehr ab und konnten zwei Pünktchen beim 19:13 Sieg bei 59:51 Toren entführen. Hardy Schau hielt sich mit 8:0 Punkten für die Filzteufel schadlos, während Hacky Jüttner mit 6:2 Punkten für Grönwohld erfolgreich war.

Spandauer Filzteufel `09 II – TFC Alemannia Neumünster     18:14     (48:43)

Beide Teams gingen unverändert ins allerletzte Saisonspiel. Vom Papier her galten die Hauptstädter favorisiert aber lagen plötzlich mit 3:5 und 7:9 und 9:11 Punkten hinten. Ein Doppelschlag von Hardy Schau (7:3 gegen Arne Hansen) und Detlef Schirmer (4:3 gegen Andreas Hagenstein) sorgte für die erste Führung für das Haupstadtteam, die sie bis zum Ende nicht mehr abgeben sollten. In der Schlussrunde besiegelten André Lach (3:3 gegen Arne Hansen) und Hardy Schau (5:2 gegen Andreas Hagenstein) die Neumünsteraner Niederlage mit 14:18 Punkten bei 43:48 Toren. Bester Spandauer war Detlef Schirmer mit 7:1 Punkten, während Guido Johannsen und Arne Hansen mit je 4:4 die meisten Punkte für Neumünster holten.

In Kiel trafen die letzten Teams von Jerze II, der Zweitvertretung der SG Wolfsburg/Adersheim und Gastgeber Spvgg. Kiel aufeinander.

TKV Jerze II – Spvgg. Balltick Kiel     14:18     (44:53)

Die ersten beiden Runden gingen die Kieler konsequent zur Sache und führten schnell mit 7:1 Punkten. Hierbei schienen die Jerzer wohl noch nicht richtig angekommen und munter nach 3,5 stündiger Fahrt zu sein, denn erst in der folgenden Runde machten sie es besser und erzielten einen wichtigen Doppelschlag: Markus Schnetzke gewann gegen Simon Hansen 3:2 und auf der anderen Platte siegte Michael Pfaffenrath gegen Robert von Hering 5:4. Somit sah das Ergebnis schon ein wenig freundlicher beim 5:7 Rückstand aus. In den folgenden drei Runden gelang es den Jerzern allerdings nicht, sich einen Vorteil zu erspielen; stattdessen standen immer Punkteteilungen auf dem Papier. Beim Zwischenstand von 11:13 brachte die anstehende Runde schon die Entscheidung: Daniel Otto gegen Simon Hansen und Mike Witte gegen Robert von Hering verloren ihre Spiele mit 2:4 und 3:4 und somit war beim Zwischenstand von 11:17 die Niederlage nicht mehr abzuwenden. Die letzte Runde war dann nur noch für die Galerie: Michael Pfaffenrath gewann gegen Christoph Hansen mit 4:1 und auf der anderen Platte teilten sich Markus Schnetzke und Johannes von Hering beim 1:1 die Punkte. Am Ende war das Spiel aus Jerzer Sicht mit 14:18 Punkten bei 44:53 Toren verloren. Bester Kicker in diesem Match aus Jerze war Michael Pfaffenrath mit 7:1 Punkten und bei den Kielern war Robert von Hering mit 6:2 Punkten der erfolgreichste Kicker.

SG Wolfsburg/Adersheim II – TKV Jerze II     20:12     (54:43)

Anfangs waren die Jerzer wach und gewappnet und wollten es natürlich besser machen als im ersten Match. Die erste Spielrunde war mit 2:2 noch ausgeglichen, aber in der folgenden gingen zwei Spiele verloren. Somit lagen die Kicker aus dem Ambergau mit 2:6 Punkten hinten. Dieser vier-Punkte-Rückstand hatte bis zur letzten Spielrunde immer noch Bestand, da jede Doppelrunde mit Sieg und Niederlage endete. Beim Zwischenstand von 12:16 musste die letzte Spielrunde die Entscheidung bringen. Weder im Spiel Daniel Otto gegen Lukas Haase (0:2) noch im Duell Mike Witte gegen Detlef Bastian (3:6) sprang etwas Zählbares heraus. Damit war die zweite Tagesniederlage mit 12:20 Punkten und 43:54 Toren für Jerze II „perfekt“. Erneut war der Teamkapitän Michael Pfaffenrath bester Jerzer Akteur mit 6:2 Punkten. Auf der anderen Seite waren Detlef Bastian und Lukas Haase mit je 6:2 Punkten beste Akteure.

Spvgg. Balltick Kiel – SG Wolfsburg/Adersheim II     18:14     (54:54)

Die Kieler schossen gleich anfänglich einen vier-Punkte-Vorsprung heraus, den sie beim 12:8 sogar auf 16:8 ausbauen konnten. Nach den Niederlagen von Christoph Hansen (3:5 gegen Marco Sittinieri) und Simon Hansen (2:3 gegen Thomas Radmer) und dem nur noch 16:12 Vorsprung keimte noch etwas Hoffnung für die Kicker um Detlef Bastian auf. Diesen Hoffnungsschimmer hielt er durch den 8:1 Kantersieg gegen Johannes von Hering am Leben, aber auf der anderen Seite bedeutete der knappe Sieg des Kieler Routiniers Robert von Hering mit 4:3 gegen Lukas Haase die Entscheidung zum Erfolg. Auf Kieler Seite wusste Robert von Hering mit 7:1 Punkten zu gefallen, die gleiche Punktausbeute hatte Thomas Radmer auf Seiten der Kicker aus der Autostadt inne.

Tja und was bleibt jetzt aus dieser Saison hängen?

  • Die schon mal als „unaufsteigbare“ Mannschaft des TKV Jerze betitelt, steigt zum nunmehr dritten Mal ins Tipp-Kick Oberhaus auf
  • Jerze hat nicht das beste Spielpunktverhältnis und auch nicht den besten Sturm bzw. die beste Abwehr, letztlich aber die meisten Punkte
  • In der Einzelwertung triumphiert mit dem Grönwohlder Urgestein Hacky Jüttner mit nur 5 Niederlagen ein Kicker, dessen Mannschaft nicht unter den Top 3 landet. Einen Aufstiegsjerzer findet man mit Marcel Kreuzweiß „nur“ auf Platz 6
  • Wie hat es Martin Leinz so schön zusammengefasst: „bei Jerze ist der Star die Mannschaft!“
  • einmal trat die Spvgg. Balltick Kiel im Duell gegen die Spandauer Filzteufel II und SG Wolfsburg/Adersheim I nicht an und kassierte so zwei Wertungsniederlagen
  • lediglich ein einziges (!) Spiel aus 544 ausgespielten Duellen (Tobias Witte gegen Martin Leinz) ging 0:0 aus
  • Drei Duelle aus 544 Spielen verliefen zweistellig (Konrad Sundermann gegen Stephan Pfaff 3:11/Christian Reymann gegen Andreas Hagenstein 10:2/Marcel Kreuzweiß gegen Stefan Müller 10:4)
  • die torreichsten Spiele endeten mit 15 Toren, was einen Schnitt von 40 Sekunden pro Treffer bedeutete (Mario Hinz gegen Kai Schäfer 6:9/Hardy Schau gegen Stephan Pfaff 7:8)
  • den besten Sturm (aus 32 Einzelmatches) hatte Hacky Jüttner mit 127 Toren (im Schnitt 15,9 pro Spiel)
  • die beste Abwehr (aus 32 Einzelmatches) hatte Marcus Socha mit nur 60 Gegentreffern (im Schnitt 7,5 pro Spiel)

Mal sehen wie es in der kommenden Zweitligasaison weitergeht. Von oben steigt kein Nordverein ab und wie beschrieben, wird vermutlich ein weiterer Berliner Verein (Celtic hat da die besten Karten) die Liga bereichern. Abzuwarten bleibt, ob alle Teams weiter melden bzw. weitere hinzustoßen … somit dürfte auch in 2024 für Spannung im Zweitliga-Norden gesorgt sein.

Hier einige Bilder vom letzten Spieltag (24.09.2023):

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